Wieso ein Projekt genau an diesem Standort?
Der Standort bietet folgende Vorteile:
- Grosses und langfristiges Wasserpotential durch hohe Vergletscherung
- Anschluss an ein bestehendes Kraftwerksystem
- Eine Landschaft, die sich auch unabhängig vom Projekt sehr stark verändern wird (inkl. einem neuen natürlichen See)
- Ideale Talenge, die es ermöglicht, mit wenig Beton viel Wasser zu speichern
- Standort mit geringer Einsehbarkeit
Bis wann wird sich der Gletscher vollständig aus dem Perimeter des zukünftigen Stausees zurückgezogen haben?
Gemäss heutigen Prognosen wird sich der Gletscher zwischen 2045 und 2060, je nach Klimaszenarien und Modellierungsannahmen, vollständig aus dem Stausee zurückgezogen haben. Ab diesem Zeitpunkt wird das geplante Nutzvolumen vollständig verfügbar sein.
Was bewirkt die temporäre Einstauung des Gletschers?
Eine kurzfristige Einstauung des Gletschers erfolgt sowohl durch den natürlichen Sees wie auch durch den Stausee. Diese temporäre Einstauung hat keine wesentlichen Einflüsse auf den Gletscher, den See oder die umliegende Umwelt. Das Abschmelzen des Gletschers wird durch den Stausee um rund fünf Jahre beschleunigt.
Wird durch das Projekt Gornerli in Zukunft mehr Wasser genutzt als bisher?
Ja, es ist geplant, einen Teil des aktuellen Überlaufs, unter Einhaltung der geltenden Gesetzgebung, zu nutzen und als wichtige Winterenergie im Stausee Gornerli zu speichern.
Gibt es im Rahmen des Gornerli-Projektes schützenswerte Gletschervorfelder?
Ganz generell umfasst ein Gletschervorfeld die Gebiete im Bereich des Gletscherendes, die bis vor rund 200 Jahren eisbedeckt waren. Ein solches Gletschervorfeldgebiet gibt es auch unterhalb des Gornergletschers, das Gebiet ist jedoch nicht unter Schutz gestellt. Durch das Schmelzen des Gornergletschers wird sich das Gletschervorfeld laufend vergrössern. Das in den kommenden Jahrzehnten freiwerdende Gletschervorfeld wird einerseits aus Felsen, Stein, Moränen und neuer Vegetation bestehen, aber wird andererseits ganz wesentlich von einem grossen See geprägt sein. Mit der Annahme des Stromgesetzes wird eine allfällige Unterschutzstellung dieses Gletschervorfeldes als Aue bzw. Biotop von nationaler Bedeutung nicht zu einem Verbot des Gornerli-Projektes führen.
Wie wirkt sich die zusätzliche Wasserentnahme auf die Umwelt innerhalb und ausserhalb des Grande Dixence-Perimeters aus?
Mögliche Auswirkungen der Entnahme eines Teils der sommerlichen Überläufe, die sich auf Grund der starken Gletscherschmelze ergeben, werden aktuell im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung untersucht. Grundsätzlich werden sämtliche Gewässerstrecken innerhalb des Wirkungsbereiches der Grande Dixence im Ober- und im Unterwallis untersucht. Aus heutiger Sicht sind insbesondere die Auswirkungen im Mattertal zu behandeln.
Warum sind neue Speicherseen in den Alpen derart wichtig?
Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen schmelzen die Gletscher in der Schweiz in den kommenden Jahrzehnten grösstenteils ab. Die Gletscher nehmen als Wasserspeicher in Bezug auf den Hochwasserschutz und die langfristige Sicherstellung der regionalen Wasserversorgung eine entscheidende Rolle ein. Die Klimaveränderung wird dazu führen, dass Hochwassersituationen (Gletscherschmelze und Starkregen) und lang andauernde Trockenperioden zunehmen. Stauseen werden die Funktion der Gletscher als Wasserpuffer mindestens teilweise übernehmen.
Wie beeinflusst der Klimawandel das Projekt Gornerli?
Durch den Klimawandel ziehen sich der Gorner- und der Grenzgletscher in den kommenden Jahren stark zurück. Neu werden Felsen, Steine, Moränen und neue Vegetation, aber auch ein natürlicher See das neue Gletschervorfeld prägen. Die Landschaft wird also durch die Klimaveränderung, unabhängig vom Gornerli-Projekt, sehr stark verändert. Ohne diese Veränderung wäre das Projekt Gornerli nicht möglich und auch gar nicht sinnvoll. Gornerli ist quasi «ein Kind des Klimawandels» und kann seinerseits einen Beitrag gegen die Auswirkungen des Klimawandels leisten: Zusätzlicher Winterstrom, zusätzliche Stromproduktion, Reduktion des Pumpaufwandes, Schutz gegen Hochwasser sowie langfristige Sicherung der regionalen Wasserversorgung.
Gibt es längerfristig genügend Zuflüsse, um den Stausee Gornerli zu füllen?
Bei der Dimensionierung des Gornerli-Projektes wird eine Gesamtbetrachtung der zukünftigen Zuflüsse und möglicher Projekte des gesamten Einzugsgebietes der Grande Dixence zwischen dem Mattertal und dem Val de Bagnes durchgeführt. Die Zuflüsse werden in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen und damit auch die Überläufe. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts werden die Zuflussmengen tendenziell wieder auf den Stand des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Trotzdem wird der Gornerli-See im hydraulischen Gesamtsystem «Walliser Alpen» auch langfristig im vollen Umfang genutzt werden. Für die Dimensionierung des Gornerli-Projektes ist zudem auch die Topologie des Seeuntergrundes (Bedrock) des zukünftigen Sees massgebend.
Wann ungefähr wird, abhängig vom Gletscherrückzug, das gesamte Nutzvolumen verfügbar sein?
Je nach Klimaszenarien wird der Gornergletscher zwischen 2045 und 2060 vollständig aus dem See verschwinden. Danach wird das gesamte Speichervolumen des Gornerli-Sees nutzbar sein
Wie wirkt sich der Bau der Staumauer auf die zukünftige Umwelt und das zukünftige Landschaftsbild aus?
Der Schutz der Umwelt und der Landschaft ist eine zentrale Herausforderung dieses Projektes. Die entsprechenden Abklärungen laufen aktuell im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), in enger Koordination mit den Interessensgruppen. Die Landschaft wird durch die Klimaveränderung auf natürliche Weise sehr stark verändert. Der Bau der Staumauer wird diese neue Landschaft mitprägen, aber das Projekt leistet gleichzeitig einen sehr wichtigen Beitrag gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Die Staumauer wird das einzige sichtbare Bauwerk sein, alle anderen Anlageteile wie Pumpstation, Energiezuleitung und Transportwege werden unterirdisch geführt. Die nicht verhinderbare negative Auswirkungen werden in Form von Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen kompensiert.
Wie ist die Ausbreitung, insbesondere was die Fläche und Höhe betrifft, des neuen künstlichen Sees im Vergleich zu dem sich sowieso bildenden natürlichen See?
Durch den Rückzug des Gletschers wird sich ein natürlicher See mit einer Fläche von ungefähr 2 km2 bilden. Die Fläche des geplanten Gornerli-Sees beträgt ca. 3.4 km2. Das heisst, dass die Seefläche durch das Gornerli-Projekt um rund 70 % zunimmt. Die maximale Kote des künstlichen Sees liegt rund 40 Meter über derjenigen des natürlichen Sees.
Wie wird das neue Bauwerk die auf Grund des Gletscherrückgangs laufend steigenden Sedimenteinträge beherrschen?
Das Geschiebekonzept Gornerli ist Teil der laufenden Untersuchungen. Messkampagnen haben aufgezeigt, dass sich mit dem Rückzug des Gletschers ein natürlicher See von rund 50 Mio. m3 bilden wird. Mit Hilfe dieses natürliches Rückhaltevolumens sowie mit baulichen Massnahmen an der geplanten Staumauer wird der zu erwartende Sedimenteintrag langfristig beherrschbar sein.